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Ricardo Torre: Einhändig zum Gears-Profi

Heute stellen wir Euch jemanden vor, den Ihr in Gears 5 mit hoher Wahrscheinlich nicht schlagen könnt – denn dafür ist er viel zu gut. Das Besondere dabei: Ricardo Torre spielt mit einer Hand. Er zeigt der Community, wie man das Maximum aus seinem Lieblingsspiel herausholen kann. Wirf in unserer Serie #WeAreAllGaming einen Blick auf den Gaming-Alltag von Menschen, die ihre ganz individuelle Lösung gefunden haben, mit der sie unabhängig von Behinderungen in der Gaming-Community teilhaben können.

Spielt man online mit oder gegen ihn Gears 5, deutet nichts darauf hin, dass Ricardo Torres eine ganz besondere Art zu spielen hat – zumal er die allermeisten Gegner mühelos überwindet. Lediglich sein Nutzername verrät, dass Ricardo kein gewöhnlicher Spieler ist: Onehandgamer1. Ricardo spielt mit nur einer Hand.

Wie wurde Ricardo zum Gaming-Profi? Braucht er dafür Hilfsmittel? Warum spielt er am liebsten Gears 5? Und wieso ist er auf seinem Profilbild mit zwei Händen zu sehen? Wir haben dieses außerordentliche Gears-Talent besucht und gestaunt, wie Ricardo den anspruchsvollen Shooter meistert.

Videospiele spielen mit nur einer Hand

Viele von uns stellen sich regelmäßig die Frage, was wir als nächstes auf Xbox spielen sollen. Eine berechtigte Frage, schließlich stehen zahlreiche Games zur Verfügung und die Wahl des nächsten Titels fällt bei der riesigen Auswahl nicht leicht. Die wenigsten von uns stellen sich allerdings die Frage, wie wir Xbox spielen sollen. Ricardo muss sich aber genau mit dieser Frage regelmäßig auseinandersetzen: „Ich bin mit einer halbseitigen Lähmung geboren“, erklärt er. Deshalb kann er seine linke Hand nur sehr begrenzt einsetzen. Einen Controller regulär in beide Hände nehmen – das funktioniert für Ricardo nicht. Wie also zocken?

Ricardo hat die für sich perfekte Lösung gefunden: Vor seinem Fernseher sitzt er mit überschlagenen Beinen. Auf das obere Bein legt er seinen Xbox Controller. Mit seiner linken Hand drückt er ein wenig gegen den Controller, die rechte Hand bedient den Controller – wie eine Spinne, die sich von oben abseilt. Der Vorteil dieser Technik: Ricardo nutzt so alle fünf Finger seiner rechten Hand. Das mag auf den ersten Blick nicht ungewöhnlich klingen, doch kaum jemand nutzt die Funktionen eines Controllers derartig effizient. Die meisten Gamer verwenden in der Regel nur ihre Daumen und ihre Zeigefinger – was nicht verwundert: Es braucht viel Erfahrung und lange Jahre Übung, den Controller mit allen fünf Fingern gleichzeitig bedienen zu können.

Aus diesem Grund malte sich auch Ricardo als Kind keine große Karriere an der Konsole aus. Sein großer Bruder sah das anders: Mit kindlicher Selbstverständlichkeit bestimmte der Ältere, dass die beiden das Thema Gaming gemeinsam angehen. So kam es, dass Ricardo über Jahre seine Technik verfeinerte und schließlich in Gears sein Lieblingsgame fand. Warum ausgerechnet die Gears of War-Serie? „Die Optik, Story und Charaktere haben es mir insgesamt einfach angetan“, erklärt Ricardo. „Gears ist wie ein langer Film, in den man immer tiefer eintaucht, weil man selbst Teil der Geschichte wird.“ Das sehen andere Gamer offensichtlich auch so: Nicht nur die Storyline, sondern auch das besondere Gears of War-Gameplay und die Action tragen dazu bei, dass Gears 5 einer der meistgespielten Titel dieser Xbox-Generation ist.

Gears 5 bietet zahlreiche Einstellungsoptionen

Aktuell feiert Gears of War den fünften Teil der weltweit beliebten Actionserie. Neben seiner opulenten Geschichte bietet der neueste Ableger Gears 5 zahlreiche Einstellungen, um das Spiel für noch mehr Menschen zugänglich zu machen. So können Gamer zwischen diversen Controller Schemas wählen, mit denen sie beispielsweise die Analogsticks oder Schultertasten anpassen können. Mit verstellbaren Schriftgrößen oder einem optionalen Erzähler, der sogar das Menü spricht, wird so sichergestellt, dass kein Spieler  Inhalte verpasst– unabhängig von einer möglichen individuellen Hörbeeinträchtigung. Darüber hinaus bietet Gears 5 auch eine Einstellungen für Spieler mit Farbensehschwächen, sodass diese verschiedene Farben trotz Handicap besser unterscheiden können.

Und Ricardo? Scheint sich aus all dem nicht viel zu machen. Er nutzt nach wie vor ein ganz reguläres Setup. Selbst die Steuerungskonfiguration hält er auf Standard. „Ich finde es großartig, welche Möglichkeiten Gears 5 bietet – sowohl auf Software- als auch auf Hardware-Seite. Ich habe mein Spiel jetzt über Jahre so entwickelt, dass ich mit der Standard-Einstellung bestens zurechtkomme. Für alle anderen, die noch am Anfang stehen, sind Innovationen wie der Xbox Adaptive Controller eine tolle Hilfe“, lobt Ricardo die Entwicklungen zu Inklusion beim Gaming. „Der Xbox Adaptive Controller bietet so viele Hilfestellungen – ich habe es aber schlichtweg anders gelernt. Ich bin inzwischen bestens auf den Standard Controller angepasst“, gesteht er lachend.

Wer gegen ihn gespielt hat, wird diese Aussage bestätigen: „Ich werde oft gefragt, ob mein Handle denn wörtlich zu nehmen sei. Wenn ich das dann bestätige, sind viele erstmal platt, feiern aber, dass ich trotzdem zocken kann wie alle anderen.“

Paralympics im Gaming

Ricardo ist gut in Gears 5. Klar, dass am anderen Ende die Augenbrauen nach oben schießen, wenn man gerade einhändig bei Gears 5 zerlegt wurde. In der ESL ist Ricardo allerdings noch nicht aktiv. „Ich würde mir wünschen, dass es bessere Möglichkeiten für Gamer mit Behinderungen im E-Sport gäbe. Besondere Ligen zum Beispiel. Schließlich gibt es ja auch Paralympics“, formuliert Ricardo seine Wünsche für die Zukunft im Gaming. „Seitdem ich angefangen habe zu spielen, ist so vieles schon zum Thema Inklusion passiert. Das ist toll! Wir sind da auf dem richtigen Weg – und müssen diesen konsequent weitergehen.“

Wir haben mit Ricardo gesprochen:

Wie bist Du zum Gaming gekommen?

Ich war etwa zehn Jahre alt, da hat mein Bruder sich mal mit mir hingesetzt und mir den Controller in die Hand gedrückt. Erst dachte ich: Wie soll das denn gehen mit einer Hand? Aber ich habe mich irgendwie reingefuchst – und siehe da: Es war die absolut richtige Entscheidung!

Kannst Du etwas zu deinem Handicap sagen?

Ich habe eine halbseitige Lähmung. Mein linker Arm und mein linkes Bein kann ich nur sehr eingeschränkt bewegen.

Die Gears-Reihe gehört zu Deinen Lieblingen – und Gears 5 hast Du wenig überraschend schon gespielt. Welche Neuerungen gefallen Dir am besten?

Ich finde es toll, dass man den Gegner packen und wegschleifen kann. Das eröffnet eine ganze Menge neuer Möglichkeiten. Andererseits ist es auch einfach richtig cool, dass man noch mehr zusammenarbeiten muss, wenn etwa jemand aus dem eigenen Team ergriffen wird. Es macht Spaß, denjenigen dann gemeinsam zu befreien. Das stärkt das Team ungemein.

Was ist das Besondere an der Gears-Steuerung?

Gears 5 macht ja grundsätzlich nichts anderes als vergleichbare Shooter. Die Details machen den Unterschied – und die lernt man erst nach Jahren kennen. Beziehungsweise schafft man es erst nach Jahren, diese Feinheiten zu kontrollieren. Etwa die Boltik Pistole: Mit ihr verteile ich gerade auf großen Distanzen viele Headshots, dafür ist sie bestens geeignet. Während ich schwere Waffen wie Mulcher oder Tri-Shot aus der Deckung viel schneller abfeuern kann, wenn ich RT bereits gedrückt halte, bevor ich ziele. Solche Feinheiten machen die Gears-Reihe aus.

Stellst Du an Deinen Steuerungskonfigurationen irgendetwas um?

Nein, ich spiele Gears so wie die meisten anderen auch. Ich habe mich, als ich damals angefangen habe, direkt darauf eingestellt, Spiele in den Standardkonfigurationen zu spielen. Das ist bei Gears nicht anders und ich komme gut damit klar.