Frauen im Gaming: Vielfältigkeit macht kreativer - Zoe Schneider, Community Managerin bei Harmonix HERO

Frauen im Gaming: Vielfältigkeit macht kreativer – Zoe Schneider, Community Managerin bei Harmonix

Gaming wird immer vielseitiger, diverser und auch weiblicher! Anlässlich des Women‘s History Month widmet Xbox den März den weiblichen Stimmen innerhalb der Gaming-Branche. Freue Dich auf unsere spannende Interviewreihe mit Entwicklerinnen, Redakteurinnen, Streamerinnen und weiteren Frauen, die einzigartige Einblicke in ihren Job geben. Dieses Mal sprechen wir mit Zoe Schneider, die als professionelle Musikerin und Community-Managerin bei Harmonix arbeitet. Mit ihrer Arbeit für Fuser – das Spiel, in dem Du selbst am DJ-Pult stehst und die Tanzfläche mit Deinen Beats zum Beben bringst – ist sie Sprachrohr zwischen Entwickler*innen und einer musikbegeisterten Community. Bist Du jetzt neugierig auf Fuser? Dann wirf einen Blick auf die kostenlose Demo!

Im Interview erzählt Zoe mehr über ihren Werdegang, ihre Sicht auf die Welt der Videospiele und die Zukunft des Gaming. Das Interview führten unsere Kolleg*innen von Xbox Wire Frankreich, der Original-Artikel erschien zuerst im Januar 2021.


Wann hast Du Videospiele für Dich entdeckt?

Ich kann mich nicht erinnern, wann genau ich mit dem Spielen begonnen habe – wahrscheinlich war es mit Pacman. Aber meine Eltern waren sehr streng in Bezug auf Videospiele – wir durften uns keine kaufen. Zum Glück hatte mein Onkel eine Konsole und so spielten wir immer, wenn wir ihn besuchten. Galaga und Spyro waren meine ersten Lieblingsspiele aber so richtig ernst wurde es erst mit NBA Street. Noch heute spiele ich es gerne, denn es erinnert mich an meine Kindheit und das gemeinsame Zocken mit meinem Bruder und meinen Cousins. Eines ist aber sicher: Dadurch, dass Zocken zuhause verboten war, haben mich Videospiele erst recht fasziniert. Heute finde ich es witzig, wie meine Mutter mich früher immer ermahnte, ich solle lieber lernen anstatt zu zocken – und jetzt, 20 Jahre später, sind Videospiele zu meinem Beruf geworden.

Hattest Du bereits an einen Job in der Gaming-Branche gedacht, bevor Du zu Harmonix kamst?

In erster Linie bin ich Musikerin. Ich singe, ich spiele Bass und noch einige weitere Instrumente. Aber ich wusste, dass ich im künstlerischen Bereich tätig sein wollte. Meine Arbeit sollte etwas mit der Kunst-Szene zu tun haben, das war das Wichtigste für mich. Während meines Studiums stand die Musik völlig im Mittelpunkt. Games waren für mich nur ein Hobby nebenbei. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie einmal wesentlicher Teil meiner beruflichen Laufbahn sein würden. Ich war aber schon immer begeistert von Harmonix und habe alle Teile von Guitar Hero und Rock Band gespielt. Als sich dann die Gelegenheit zu einer Anstellung bei Harmonix ergab, habe ich ohne zu zögern zugesagt. Das war die perfekte Verbindung zwischen der Musik-Branche, in der ich schon Erfahrung hatte, und der Videospiel-Branche, die mir besonders am Herzen lag. Für mich war die Vorstellung sehr interessant, täglich mit Musik zu arbeiten, dabei Neues zu lernen und eine Community näher kennenzulernen, die ich schon immer mochte. Auf dem Papier ist meine tägliche Arbeit weit von dem entfernt, was ich mir vorgestellt hatte. Aber wenn ich einen Moment lang innehalte und darüber nachdenke, dann ist es ein wahrgewordener Traum für mich: Ich verbinde in meiner Arbeit Menschen und Musik.

Frauen im Gaming: Vielfältigkeit macht kreativer - Zoe Schneider, Community Managerin bei Harmonix: Fuser

Hattest Du vor Deinem Einstieg Vorurteile gegenüber der Gaming-Branche? Wie ist die Wirklichkeit?

Ich glaube, ich hatte das gleiche Schockerlebnis wie in der Musik-Branche: Alle waren wesentlich netter, als ich vermutete! Man stellt sich diese Branchen oft so ähnlich wie Hollywood vor: Branchen voller sehr talentierter Menschen, die aber auch immer die Zahlen im Blick haben. Tatsächlich ist es aber zum Beispiel in der Musik-Branche so, dass vor allem Nettigkeit zählt. Man will schließlich, dass die Personen, mit denen man einmal zusammenarbeitet hat, auch Lust auf weitere Projekte mit einem haben!

Wie hast Du es erlebt, als Frau in der Gaming-Branche anzufangen?

Zur Branche allgemein kann ich nichts sagen, nur zu meiner Erfahrung bei Harmonix. Ich empfinde die Community im Umfeld dieses Studios als sehr wohlwollend. Wenn ich Sexismus begegnet bin, dann war dieser eher unbeabsichtigt. Dazu erinnere ich mich an folgende Situation: Wir veröffentlichen auf unseren Kanälen mit großer Regelmäßigkeit neue Mixe für Fuser. Das haben wir auch schon vor dem Release getan, um zu zeigen, was alles mit Fuser möglich ist. Ich habe daher Hunderte von Stunden gespielt, damit wir zahlreiche Mixe veröffentlichen konnten. In den Kommentaren dazu waren dann Dinge zu lesen wie „der Typ ist unglaublich“, „der Sound von dem Jungen gefällt mir“, „der weiß, was er tut“ und mehr solche Kommentare. Das hat mich nicht gestört, weil es nicht mit verletzender Absicht geschrieben wurde. Mich stört vielmehr die allgemeine Wahrnehmung, die sich hartnäckig hält, dass Games primär für Männer gemacht seien. Natürlich ist dieser Eindruck bei Musik-Games weniger stark als zum Beispiel bei FPS-Titeln. Aber dieses Gesamtklima wird nicht nur von einer kleinen Gruppe Einzelner erzeugt, sondern beruht auf einem verallgemeinernden Vorurteil. So entsteht der Eindruck, dass sich bei Videospielen die Geschmäcker aufgrund der Geschlechter scheiden – Das ist lächerlich!

Was muss Deiner Meinung nach geschehen, damit es diesbezüglich Fortschritte gibt?

Jede*r kann etwas bewirken. Ich zum Beispiel bin Community-Managerin und kann so quasi als Gesicht eines Spiels dienen. Ich denke, das kann ein guter erster Schritt sein. Bisher habe ich nicht viele junge queere Schwarze Frauen gesehen, die sich in der Szene einen Namen machen konnten. Ich kenne auch niemanden, der mir ähnlich ist und den gleichen Beruf ausübt. Wie kann man da eine Vorstellung von einem Job bekommen, wenn es niemanden gibt, mit dem man sich vergleichen kann? Hier zeigt sich, wie wichtig Repräsentanz ist. Deshalb produziere ich jede Woche Streams und trete auch selbst darin auf. Ich halte mich nicht für eine Aktivistin, aber wenn ein junges Schwarzes Mädchen Interesse an Fuser hat und mich in den Videos sieht, ist das ein kleiner aber entscheidender erster Schritt. Das ist in meinen Augen das Mindeste, was ich tun kann. Und vielleicht finden die Spieler*innen in Fuser einen Charakter, mit dem sie sich identifizieren können – so wie ich. Denn eine der Figuren stammt genau wie meine Familie aus Ghana. Das war das erste Mal, dass ein Charakter in einem Videospiel denselben Hintergrund hatte wie ich, und das hat mich wirklich gerührt.

Und wie sieht es allgemein mit Diversität in der Branche aus?

Alle in der Branche müssen verstehen, dass ein Spiel noch besser wird, wenn unterschiedliche Geschlechter und verschiedene Ethnien an der Kreation beteiligt sind. Auf der Suche nach guten Mitarbeitern eröffnen sich Dir vielleicht neue Perspektiven, wenn Du bewusst Personen einstellst, die einen anderen Hintergrund haben und etwas Neues mitbringen. Da kann jeder bei sich selbst anfangen. Ich gebe zwar Denkanstöße, aber letztlich bin ich selbst auch noch voller Vorurteile und Stereotype. Ich will damit nur sagen, dass man den geltenden Status Quo immer hinterfragen sollte!

Frauen im Gaming: Vielfältigkeit macht kreativer - Zoe Schneider, Community Managerin bei Harmonix: Zoe Schneider

Findest Du, dass wir in Bezug auf die Inhalte der Games dennoch Fortschritte gemacht haben?

Wenn ich Fuser mit Titeln desselben Genres vergleiche, die vor zehn Jahren erschienen sind, dann finde ich heute eine viel größere Vielfalt. Es sind nicht nur mehr Frauen vertreten, auch die Ethnien sind diverser und sogar die gespielten Musik-Genres sind vielfältiger geworden! Ich glaube, in den Studios hat mittlerweile ein Umdenken stattgefunden. Entwickler*innen fragen sich zum Beispiel, welche Gefühle die Spieler*innen empfinden werden, wenn sie ein Spiel ausprobieren. Ich denke, wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass eine junge homosexuelle Schwarze Frau das öffentliche Gesicht eines großen Titels wie Fuser werden würde, hätte ich es nicht geglaubt.

Welchen Rat kannst Du Menschen geben, die in der Gaming-Branche Fuß fassen wollen?

Wenn es in Deinem Traumjob bisher niemanden wie Dich gibt, musst Du eben selbst den Weg bereiten und vorangehen! Deine dabei gesammelten Erfahrungen werden umso großartiger sein, weil sie eine Inspiration für all jene sein können, die nach Dir kommen. Bevor ich bei Harmonix anfing, habe ich eine junge Afroamerikanerin kennengelernt, die ebenfalls dort gearbeitet hat. Erst durch ihre Anwesenheit bin ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, mich zu bewerben. Ich konnte mich mit ihr über die Arbeitsumgebung und die Kolleg*innen unterhalten. So hat sie mir ein paar Tricks verraten, wie man im Alltag besser zurechtkommt: Wenn Du einer Minderheit angehörst, solltest Du immer Dein Bestes geben, um Kritik von Anfang an kleinzuhalten. Wenn Du spitze Bemerkungen zu Deiner Herkunft oder Deinem Geschlecht hörst, denke daran, dass solche Leute wahrscheinlich nur ihre eigenen Unsicherheiten auf Dich projizieren. Natürlich ist es eine Herausforderung und kann wirklich schwer sein. Aber vergiss niemals, dass andere durch Dich den Mut finden können, Dir zu folgen.

Wir danken Zoe Schneider dafür, dass sie sich Zeit für unsere Fragen genommen hat. Weitere Informationen zu Fuser und anderen aktuellen Spielen aus dem Xbox-Kosmosfindest Du hier auf Xbox Wire DACH.

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