The Artful Escape: Selbstfindung in ihrer schönsten Form HERO

The Artful Escape: Selbstfindung in ihrer schönsten Form

Dieser Artikel wird im Rahmen des Women’s Writers Fund veröffentlicht und bildet die persönlichen Eindrücke unserer Gastautorin ab. Das Pilotprojekt hebt die Stimmen von Frauen in der Gaming-Branche hervor und bietet eine zentrale Plattform für diverse Perspektiven auf Xbox Wire DACH.


Rollenspiele, Simulationen, Adventure, Shooter, Plattformer oder Puzzle-Spiele: Unsere Gaming-Landschaft ist heutzutage breit gefächert. Neue Spielveröffentlichungen warten schon hinter der nächsten Ecke, die uns das nächste große Abenteuer versprechen. Sie lassen uns neue Welten entdecken, zusammen mit unseren Freund*innen auf Entdeckungsreise gehen und manchmal helfen sie auch dabei, uns selbst besser zu verstehen.

Vor allem Letzteres ist in den letzten Jahren ein immer größeres Thema in Spielen geworden. Wenn Ihr Euch auf spannende Expeditionen durch die Weiten des Xbox Game Pass einlasst, können Euch einige solcher spannenden Titel begegnen. Vor allem der Publisher Annapurna Interactive scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, Spiele zu veröffentlichen, die in unsere Psyche blicken.


Der Feind im Inneren

Eines dieser Spiele ist das musikalische Adventure The Artful Escape. Es ist ein kurzes, aber dafür umso unterhaltsameres Indie-Adventure des Entwicklerstudios Beethoven & Dinosaur. Das Spiel nimmt Euch mit auf eine musikalische Entdeckungsreise, in welcher Ihr den jungen Gitarristen Francis Vendetti auf der Suche nach seiner Bühnenpersönlichkeit in die intergalaktischen Weiten des Extraordinären begleiten dürft.

The Artful Escape: Selbstfindung in ihrer schönsten Form

Diese Heldenreise, so klassisch sie auf den ersten Blick erscheinen mag, ist in vielerlei Hinsicht besonders. Sie behandelt das Thema der Selbstfindung und versetzt es in inspirierende Weltraum-Umgebungen, mit charmant schrulligen Charakteren und grandiosen Gitarrenriffs, die es zu einem abgefahrenen Sci-fi-Abenteuer machen.

Doch so unglaubwürdig es auch in der Geschichte zugeht, bleibt das eigentliche Thema dennoch immer nachvollziehbar und für die Spielenden auf sich selbst übertragbar. Obwohl der aufstrebende Musiker es während seiner Reise mit zahlreichen Wesen aus anderen Welten zu tun bekommt, nimmt der Hauptbösewicht im Spiel für ihn die Form eines sehr gut bekannten Scheusals an: die eigenen Selbstzweifel.


Bunter Eskapismus

Der introvertierte Francis steht im Schatten seines verstorbenen Onkels, der ein weltweit bekannter Folksänger ist. Zu dessen Ehren soll der junge Mann ein ausverkauftes Gedenkkonzert in seiner Heimatstadt Calypso geben. Francis steht ihm in Sachen Talent in nichts nach, trotzdem zweifelt das Gitarren-Wunderkind daran, den Ansprüchen zu genügen. Und als wäre das nicht schon Druck und Stress genug, lassen die Einwohner*innen der Stadt keine Gelegenheit aus, dem Protagonisten zu verstehen zu geben, welch große Fußstapfen er füllen muss.

Dabei schlägt Francis’ Herz nicht für Folk. Er präferiert die Gitarrensounds, die nur echter Space Rock zaubern kann und geht darin regelrecht auf. Der junge Mann steht also vor einem großen Zwiespalt: Soll er den Erwartungen seiner Familie, seiner Freund*innen und der gesamten Einwohner*innen von Calypso gerecht werden? Oder soll er die Musik spielen, die ihm gefällt und ihn vor allem glücklich macht? Diese Entscheidung muss er jedoch vertagen, denn am Vorabend seines Auftritts ändert ein intergalaktischer Besuch sein Leben.

Durch eine Anhäufung seltsamer Ereignisse findet Francis sich in einem Raumschiff wieder und wurde obendrein als Opening Act für den großartigsten Gitarristen des Universums eingesetzt. Seine Aufgabe ist nun, vor einigen außerweltlichen Musik-Kritiker*innen aufzutreten und natürlich wird das Ganze in alle Ecken des Kosmos ausgestrahlt.

Auf verschiedenen Planeten, mit farbenfrohen, mystischen oder völlig verrückten Landschaften, stellt sich das angehende Supertalent den Kritiker*innen und steht sich anfänglich natürlich selbst im Weg. Während seiner Reise übermannen den jungen Vendetti immer wieder Selbstzweifel, so dass er sich fantastische Chancen entgehen lässt – aus Angst nicht gut genug zu sein.

Die Rettung aus seiner Endlosschleife der Unsicherheit ist ein entscheidender Ratschlag: Er muss anfangen herauszufinden, wer er nicht ist. Mit dieser veränderten Denkweise schafft es Francis, mit jeder neuen Welt, die er bereist, neue Erkenntnisse über sich selbst zu finden. Francis eskapistische Reise ist viel zu schnell vorbei, doch schließlich findet er heraus, wer er nicht ist und wie wichtig es ist, auf sich selbst zu vertrauen.


Hier spielt die Musik

The Artful Escape hat keine großen bösen Antagonist*innen, die viele Protagonist*innen brauchen, um über sich selbst hinauszuwachsen. In diesem Spiel ist der Held sein eigener Gegner. Das ist nicht nur erfrischend, sondern verleiht selbst den haarsträubendsten Situationen, in welchen sich Francis während seiner Reise befindet, eine Prise Realität.

The Artful Escape: Selbstfindung in ihrer schönsten Form

Dabei verzichtet der kunstvolle 2D-Plattformer auf ausgefallene Spielmechaniken. Francis springt und schlittert während seines Abenteuers über Plattformen in unbekannten Welten. Währenddessen könnt Ihr ihn mit dem Aktionsknopf automatisch Gitarre spielen lassen. Dadurch verändern sich die Hintergrundmusik und seine Umgebung. Zusätzlich wird Euer musikalisches Gefühl in kleinen Rhythmusspielen ab und an abgefragt.

Das Gameplay ist in diesem Fall nicht der Hauptakteur, sondern tritt zurück und lässt die Story für sich sprechen. Und das funktioniert! Denn auch wenn die Hauptfigur in einem außerirdisch psychedelischen Guitar-Hero-Trip feststeckt, behandelt die Geschichte ein reales Problem, in welchem sich viele Menschen wiederfinden können.


Manchmal müssen wir herausfinden, wer wir nicht sind

Nicht nur junge aufstrebende Künstler*innen quetschen sich in Rollen, die sie nicht ausfüllen wollen. Auch im echten Leben versuchen wir häufig, es anderen recht zu machen und vergessen unsere eigenen Ziele zu entdecken. Vendettis Reise lehrt uns, dass wir uns von den Erwartungen anderer lösen können und vor allem auch dürfen. Und dass es durchaus heilsam sein kann, herauszufinden, wer man nicht ist.

The Artful Escape: Selbstfindung in ihrer schönsten Form

Damit sprechen die Macher*innen des Spiels ein immer noch aktuelles Thema unserer Zeit an und verpacken es gekonnt in eine Abenteuergeschichte, die allgemein verständlich ist. Die Selbstfindungsreise bietet genug Passagen, die als Denkanstoß dienen können, um vielleicht eigene Erkenntnisse fürs Leben zu sammeln. Spiele wie The Artful Escape zeigen immer wieder, dass wir unserem Selbst auf spielerische Weise näherkommen können. Wenn Ihr selbst Lust darauf habt, auf eine eigene Selbstfindungsreise zu gehen, wartet Francis Vendetti schon im Xbox Game Pass auf Euch!


Über unsere Gastautorin Dina Manevich

The Artful Escape: Selbstfindung in ihrer schönsten Form

Dina ist freie Autorin für diverse Game-Magazine. Sie hat Design mit Schwerpunk Film und Animation studiert und ist wohl deshalb eine große Liebhaberin von Spielen mit einer guten Story. Wenn sie mal keine Beiträge über Spiele schreibt, macht sie gerne Urlaub auf digitaler See mit ihrer Piratencrew oder geht auf Indie-Game-Entdeckungsreise.