Inklusion & Repräsentation im Gaming – Die Stimmen vom Xbox Meetup

Wie gestalten wir unsere Gaming-Welt möglichst inklusiv, barrierefrei und zugänglich – für alle? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Xbox Meetups “Inklusion im Gaming”, das anlässlich der Special Olympics World Games 2023 stattfand. Seit Jahren setzt sich Microsoft proaktiv für eine inklusive Gesellschaft und mit Xbox insbesondere für Inklusion im Gaming ein. „Abgeschlossen“ ist dieser Einsatz jedoch noch lange nicht. Wie der Status Quo aussieht, welche Entwicklungen und Fortschritte es in den letzten Jahren zu verzeichnen gab und wo noch Nachholbedarf besteht, diskutierten Saskia Moes (Gaming ohne Grenzen), Oliver König (Humanelektronik), Niklas Luginsland (Botschafter und Creator) und Anselm Kegel (Gentlymad Studios) gemeinsam mit Host Sandro Odak (Communications Manager Xbox DACH).

Als leidenschaftlicher Gamer, professioneller Esportler und FIFA Content Creator berichtete Niklas Luginsland auf der Bühne des Microsoft Atriums in Berlin von seinen eigenen Erfahrungen mit Inklusion im Gaming. Für Xbox Wire haben wir im Nachgang des Panels ausführlich mit Niklas gesprochen, sind seinem Gaming-Werdegang auf den Grund gegangen und haben ihn nach seinen Wünschen für die Zukunft des Gaming gefragt. Auch bei den anderen Panel-Teilnehmer*innen sind wir auf Stimmenfang gegangen und haben darüber hinaus mit Zuhörer*innen aus dem Publikum gesprochen.

Wie hast Du zum Gaming gefunden?

Niklas Luginsland: „Das ist ganz spannend, denn bei mir war es so, dass ich schon ganz früh – mit 4, 5 Jahren – voll sportinteressiert war und Bundesliga und Champions League geschaut hatte. Gleichzeitig war aber klar, dass ich durch meine Glasknochen-Behinderung nie irgendeine Ballsportart hätte ausüben können. Das war mir immer bewusst. Deshalb war der Weg zum Gaming, speziell zu FIFA, für mich sehr naheliegend.“

Laura Gehlhaar (Autorin, Aktivistin und Coach): „Mit 10 oder 11 habe ich angefangen, Mario Kart, Mario World sowie den ersten Tomb Raider-Teil zu spielen. Meine Sommerferien habe ich in der Regel in einem sehr dunklen Kinderzimmer verbracht und dort gezockt.“

Lezzibizzoy (Streamerin): „Ich hatte Freunde, die weiter weg gewohnt und abends immer viel Zeit mit Zocken verbracht hatten. Da bin ich dann mal dazugekommen, in den Discord-Server, und hab mir irgendwann gedacht: Ja, komm, probier’s doch auch mal. Das war, glaub ich, damals Counter Strike. Aber auch als Kind hab ich schon gezockt: Mein Papa hat damals immer die Computer Bild gekauft mit der CD und den ganzen Demos. Das war natürlich immer ein Highlight, dass wir die ganzen Demos austesten durften. Da hab ich kreuz- und quer gespielt, bis dann irgendwann der erste Gameboy Color kam. Eine Konsole habe ich jetzt erst zum ersten Mal, ich war eigentlich immer PC-Kind.“

Saskia: „Ich spiele schon seit meiner Kindheit – früher am PC, danach an der Konsole und am Gameboy. In meinem Studium der Medienpädagogik hatte ich ein Seminar, in dem es um Games-Pädagogik ging, also die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen und digitalen Spielen. Das fand ich so toll und war so fasziniert, dass ich mich immer stärker in den Bereich eingearbeitet hab.“

Warum ist Dir das Thema Inklusion im Gaming wichtig?

Saskia: „In der Arbeit bei Gaming ohne Grenzen bekomme ich immer wieder mit, dass es für Jugendliche sehr wichtig ist, Teilhabe an diesem Medium zu bekommen. Über die Arbeit am Projekt hinaus ist es uns sehr wichtig, dass alle Menschen am Gaming teilhaben können.“

Oliver: „Es ist extrem wichtig, den Leuten nahezubringen, welche Hilfsmittel es gibt. Die Wenigsten wissen, dass es überhaupt Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung im Gaming gibt. Deswegen war es hervorragend, dass wir heute nicht nur darüber reden, sondern sie auch zeigen konnten.“

Lezzibizzoy: „Obwohl ich selbst eine Behinderung habe und zocke, habe ich von alldem heute vorher noch nichts gehört: dass Xbox zum Beispiel schon was rausgebracht hat, was Leuten helfen kann. Wo ich selbst auch schon denke: Vielleicht könnte mir das auch helfen?“

Wie beurteilst Du das Thema Repräsentation von Menschen mit Behinderung im Gaming?

Niklas: „Es ist ein schmaler Grat: Will man die Behinderung in den Vordergrund stellen oder den Charakter des Menschen? Zweiteres finde ich persönlich wichtiger, aber man muss natürlich irgendwie Awareness schaffen. Ich habe, vor allem auf TikTok, sehr junge Zuschauer, die oftmals noch keine Erfahrungen mit dem Thema Behinderung gemacht haben. Die sehen dann mal ein TikTok-Video von mir und denken: Ok, der spielt ja richtig krass FIFA, das geht ja auch mit einer Behinderung! Da sieht man dann, dass auch Games ihren Beitrag leisten können.“

Laura: „Ich selbst spiele Dungeons & Dragons und wenn ich so einen Charakter entwickle, dann hat der immer irgendeine Behinderung – egal welche. Meine eigene Behinderung ist so identitätsstiftend, deswegen ist es mir ein krasses Anliegen, dass auch mein Charakter bei D&D irgendeine Behinderung hat. Ich finde das total geil, weil es die Geschichte so sehr beeinflusst. Genauso würde ich es auch immer wieder versuchen, dass wenn ich einen eigenen Charakter in einem Spiel „baue“, dass der auch irgendeine Behinderung hat. Und ich möchte, dass da draußen viel mehr Behinderungen gesehen und wahrgenommen werden.“

Saskia: „Ich glaube, dass es noch sehr viel Nachholbedarf in diesem Bereich gibt. Identifikationsfiguren sind gerade für Jugendliche und junge Erwachsene total wichtig. Da fehlt es bei vielen Titeln noch, dass Charaktere mit Behinderung Teil des Spiels sind – sie müssen auch gar nicht die Hauptrolle einnehmen und die Behinderung muss auch gar nicht im Fokus stehen, sondern einfach Teil des Spiels sein, so wie Behinderungen auch Teil der Gesellschaft sind.“

Welche Wünsche hast Du in Bezug auf eine inklusivere, leichter zugängliche und barrierefreie Gaming-Welt?

Laura: „Ich wünsche mir, dass auch ältere Menschen besseren Zugang zu Gaming bekommen könnten. Aber auch behinderte Menschen, die in Wohneinrichtungen leben oder in Behindertenwerkstätten wohnen müssen. Ich weiß, dass es in Wohnheimen in Deutschland oft so ist, dass es noch nicht einmal Internetzugang gibt. Das ist ein ganz bewusster Ausschluss, der dort stattfindet. Das darf nicht sein und da muss aufgeklärt werden.“

Oliver: „Wir müssen das Thema viel offener angehen. Es wird leider alles immer noch sehr tief gehalten. Wenn es um Inklusion geht, muss ich Geld in die Hand nehmen. Ich würde mir von der Regierung wünschen, dass das Thema mehr in den Fokus rückt.“

Saskia: „Gaming hat einen sehr verbindenden Charakter: Gemeinsames Spielen bringt zusammen und kann Vorurteile und Berührungsängste abbauen.Deswegen finde ich sehr wichtig, dass allen Menschen Spiele zugänglich gemacht werden, dass gemeinsam gespielt wird, denn das kann Inklusion in der Gesamtgesellschaft fördern.“

Niklas: „Gaming ist ein ganz klarer Fall von sozialer Interaktion. Vielleicht bräuchte es Guidelines, die bei jeder Art von Entwicklung – sei es Software oder Hardware – mitberücksichtigt werden. So ein paar gewisse Dinge, die immer für Barrieren sorgen, sollte man einfach abbauen. Das sollte man mitdenken und berücksichtigen. Und vor allem mit Betroffenen sprechen, weil es Individuallösungen braucht.

Ich glaube, im kompetitiven Bereich, in dem ich unterwegs bin, kann man noch ein paar Prozent rausholen, wenn der Controller noch etwas kleiner wäre. Für kompetitives FIFA zum Beispiel brauchst du wirklich alle Tasten und musst in kürzester Zeit alle Tasten bedienen. Wenn man dann noch die Abstände ein wenig minimieren könnte, wäre das ganz cool.“

Lezzibizzoy: „Ich finde, gerade unsere Gaming-Welt sollte total offen für alle sein. Wir brauchen viel mehr Werbung und Aufmerksamkeit für das Thema. In dieser Branche ist das Gemeinschaftsgefühl für mich das A und O.“

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