Zusammenfassung
- Die FW200 Condor, ein für ihre Zeit bahnbrechendes Verkehrsflugzeug, lernt im Microsoft Flight Simulator wieder das Fliegen.
- Eine Gruppe von Freiwilligen, die sich als „Condorians“ bezeichnen, haben mehr als zwei Jahrzehnte damit verbracht, die legendäre Condor aus Wrackteilen zu rekonstruieren.
- Die FW200 Condor ist in Verbindung mit dem neuesten Welt-Update 18: Deutschland, Österreich und Schweiz ab sofort auf dem digitalen Marktplatz des Microsoft Flight Simulators erhältlich.
Die Menschheit hat der Welt schon oft ihren Stempel aufgedrückt, doch nur wenige Ereignisse hatten solch weitreichende Folgen wie die Erfindung der Luftfahrt zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1903 gelang es den Gebrüdern Wright in Kitty Hawk einige Sekunden lang zu fliegen, ehe Charles Lindbergh seinen historischen Alleinflug über den Atlantik absolvierte. Später machten sich immer größere Fluggeräte auf den Weg über die Ozeane, womit das Zeitalter der Verkehrsflugzeuge begonnen hatte. Eines dieser Flugzeuge war 1938 die Focke-Wulf Fw 200 Condor, die ab sofort im Microsoft Flight Simulator verfügbar ist.
„Es war das fortschrittlichste Verkehrsflugzeug seiner Zeit, weil es für seine Größe sehr leicht war“, erklärt Head of Microsoft Flight Simulator, Jörg Neumann. „Sie wog nur 17 Tonnen und hatte eine extrem große Flügelspannweite, weshalb sie auch Condor genannt wurde. Und sie war so konzipiert, dass sie hoch genug fliegen konnte (3.000 m), um Langstreckenflüge wirtschaftlich zu machen und ohne Druckkabine auskommen zu können; Druckkabinen gab es für Verkehrsflugzeuge erst mit der 307 Stratoliner von Boeing im Jahr 1940.“
Im selben Jahr flog sie von Berlin nach Tokio und erwies sich als eines der innovativsten und technologisch fortschrittlichsten Verkehrsflugzeuge… für eine kurze Zeit. Der Zweite Weltkrieg sollte diese Ära der Luftfahrt dramatisch verändern. Und so wurde die Condor bald für militärische Zwecke umfunktioniert.
Nach Kriegsende gab es nur noch eine Handvoll Condor außerhalb Deutschlands und nur sehr wenige technische Unterlagen waren erhalten geblieben. Es dauerte nicht lange, bis die Beschaffung von Ersatzteilen immer schwieriger wurde, was zunächst zu einem Flugverbot und schließlich zur Verschrottung der Maschine führte. Damit war die Condor, eines der innovativsten Verkehrsflugzeuge seiner Zeit, im Grunde für die Geschichte verloren.
„Die Condor ist so etwas wie das fehlende Puzzleteil in der Entwicklung von Verkehrsflugzeugen in Deutschland oder Europa vor dem Krieg. Sie ist gewissermaßen das Bindeglied zwischen den allerersten Holzflugzeugen der 1920er Jahre und dem Airbus der 1970er Jahre“, erklärt Heiko Triesch, Leiter der Abteilung Luft- und Raumfahrt im Deutschen Technikmuseum.
Triesch und eine Gruppe Freiwilliger wollten dazu beitragen, diese fehlende Verbindung wiederherzustellen, und gaben die Bergung einer Condor in Auftrag, die auf dem Grund des Trondeim-Fjords in Norwegen entdeckt worden war. Das Flugzeug war im Grunde genommen ein Trümmerhaufen, aber eine Gruppe von Enthusiasten war fest entschlossen, die Condor wieder zum Leben zu erwecken. Mit Unterstützung von Airbus und dem Triesch-Museum machten sie sich an die Arbeit und nannten sich die „Condorians“.
„Zu Beginn der Restauration im Jahr 2002 gab es ein Kernteam [von Freiwilligen], die während des Zweiten Weltkriegs in Bremen bei der Firma Focke-Wulf eine Ausbildung absolviert und an FW200-Flugzeugen gearbeitet hatten“, sagt Triesch. „Sie wurden später Lokführer*innen oder Techniker*innen – nach dem Krieg durfte man in Deutschland zehn Jahre lang nicht an Flugzeugen arbeiten – aber ihre Faszination für die Luftfahrt ging nie ganz verloren. Sie waren die ersten Freiwilligen, die an der Condor arbeiteten; niemand wusste mehr über dieses Flugzeug als diese Veteran*innen.“
Das Team begann mit einem Wrack, das aufgrund von Erosionsschäden durch das Salzwasser stark zerstört war. Wegen der begrenzten technischen Kenntnisse war klar, dass die Reparatur der Condor einige Zeit in Anspruch nehmen würde – aber das Team setzte alles daran, es zu schaffen. Mit einem Flickenteppich an Teilen aus verschiedenen anderen Wracks, die im Laufe der Jahre in ganz Europa geborgen wurden, sollte die Restauration der Condor fast zwei Jahrzehnte in Anspruch nehmen und erst im Jahr 2021 ihr Ende finden. Zu dieser Zeit kommunizierte Neumann zum ersten Mal seine Idee, die Condor in den Microsoft Flight Simulator aufzunehmen.
„Ich hatte die Geschichte schon vor Jahren gelesen und wusste davon, dass Wracks der Condor geborgen werden, um das Flugzeug zu rekonstruieren“, erklärt Neumann. „Dann hörte ich plötzlich, dass das Team einen Durchbruch erzielt hatte und das Flugzeug wieder zusammengesetzt werden konnte. Ich setzte mich mit den Verantwortlichen in Verbindung und erklärte ihnen, dass wir mit dem Microsoft Flight Simulator das Ziel verfolgen, Flugzeuge zu erhalten, die im Laufe der Geschichte in Vergessenheit geraten waren. Daraufhin erlaubten sie uns, das Flugzeug zu besuchen und zu scannen.“
Darin lag jedoch nicht der einzige Beitrag, den der Microsoft Flight Simulator zur Erinnerung an das Flugzeug beitrug. Die Condorians hatten zwar das Flugzeug, nicht aber das Cockpit. Es stellte sich heraus, dass ein privater Sammler aus der Schweiz ein Condor-Cockpit zusammengestellt hatte, sich aber von seiner Sammlung trennen wollte. Microsoft kaufte die Sammlung und schenkte sie dem Museum, das die restaurierte Condor damit vervollständigen konnte. Der Microsoft Flight Simulator konnte wiederrum ein noch detailliertes Modell der Condor in das Spiel integrieren. Neumann betont, dass das Cockpit das Element der Condor ist, auf dass er am meisten stolz ist. Es handele sich um die beste Arbeit, so Neumann, die das Team, je geleistet habe.
„Wir haben zwei verschiedene Gruppen [für den Condor im Microsoft Flight Simulator] zusammengebracht“, erzählt Neumann. „Da war zum einen das Unternehmen iniBuilds, das normalerweise unsere Verkehrsflugzeuge kreiert. Sie haben an der A320neo gearbeitet und konzipieren eine A330 für den Microsoft Flight Simulator 2024. Sie sind herausragend, die Besten der Branche, wenn es um die Entwicklung von Verkehrsflugzeugen für Flugsimulatoren geht. Auf der anderen Seite haben wir mit Oliver Moser zusammengearbeitet, den ich als äußerst enthusiastischen Luftfahrtfanatiker bezeichnen würde. Er bildet sich im Grunde durchgehend weiter und besorgt sich jedes Buch oder jede Zeitschrift, die er bekommen kann. Da er Deutscher ist, hatte er es viel leichter mit der [Condor-]Dokumentation und ist jetzt wahrscheinlich einer kompetentesten Expert*innen auf diesem Gebiet. Er war für das Flugmodell und das Flugdeck verantwortlich, während iniBuilds sich um das Artwork, die Animationen, die Sounds und alle anderen Komponenten auf diesem Gebiet gekümmert hat.“
Die Zusammenarbeit hat sich voll ausgezahlt, denn es entstand eine äußerst detaillierte Version der Condor, sowohl von innen als auch von außen. Wenn Microsoft gemeinsam mit seinen Partnern legendäre Flugzeugmodelle rekonstruiert, sind oft nicht genügend Informationen vorhanden, um das Cockpit originalgetreu darstellen zu können. Die meisten Modelle, die in Museen ausgestellt werden, verfügen über kein Cockpit und in der Regel gibt es auch nicht genügend Fotos, um sicher zu gehen, dass die Darstellung des Cockpits zu 100 Prozent korrekt ist. Im Falle der Condor war das anders, sodass wir das Cockpit so darstellen konnten, wie es wirklich war.
Im Gespräch mit Triesch wollte ich wissen, was er davon hält, dass die Condor nun als digitales Modell im Microsoft Flight Simulator „weiterleben“ kann: „Ich erinnere mich an viele Gespräche, in denen es darum ging, ein Triebwerk zum Laufen zu bringen oder zu sagen: ‚Es tut uns leid, dieses Flugzeug wird nie wieder fliegen‘, aber jetzt können wir es! Für mich ist das ein Wunder. Mir wurde gesagt, die FW200 sei für immer verloren. Jetzt haben wir ein Flugzeug in Tempelhof und der Microsoft Flight Simulator macht es möglich, sie wieder zu fliegen!“
Die FW200 Condor ist ab sofort auf dem digitalen Marketplace des Microsoft Flight Simulators erhältlich.