Indiana Jones und der Große Kreis: Das erste Hands-on

Einer von Mussolinis Schwarzhemden stürzt mit einem Knüppel auf mich zu. Ich habe keine Kugeln mehr und er ist zu schnell, als dass ich meine Peitsche einsetzen könnte. Ich traue mich nicht, mich allein mit meinen Fäusten zu verteidigen. Ich blicke hektisch durch den Raum und sehe eine Anzeige, die mir signalisiert, dass ich etwas als improvisierte Waffe aufheben kann − ich reagiere zu schnell, um genau zu sehen, was es ist. Ich drücke wild auf meinen Controller, um es zu ergreifen. Es ist … ein Holzlöffel. Na ja. Ich weiche dem ersten Schlag aus und schlage mit meiner wenig beeindruckenden Waffe auf meinen Gegner ein. Schließlich geht er zu Boden. Troy Bakers perfekte Harrison-Ford-Performance ertönt in meinen Ohren: „You went down like a leaf!“

MachineGames will das spielbare Pendant zu einem Indiana Jones-Film schaffen. Nun, ich habe gerade zufällig eine Kampfszene erstellt, das in der Serie nicht fehl am Platz wäre. Mission erfüllt.

Die zwei Stunden, die ich mit dem Spiel verbracht habe − die Einführung im Marshall College, ein kurzer Abschnitt im Vatikan und ein Ausflug in das erste wirklich offene Gebiet rund um die Pyramiden von Gizeh − sind voll von solchen Momenten. Die Zwischensequenzen sind charmant und einfühlsam und vermitteln die heiteren Momente des Films, vor allem wenn Indy mit der glücklosen, aber talentierten Journalistin Gina auf Reisen geht. Die Rätsel vermitteln das Gefühl des Staunens und der Befriedigung, das man von einem Indy-Film erwartet. Und ja, die Action ist ebenso slapstickhaft wie brutal, mit einem Hauch von B-Movie-Waghalsigkeit der 50er Jahre, die Spielberg immer wieder neu erschaffen wollte.

Mit dem Controller in der Hand ist es ein klassisches Abenteuerspiel − MachineGames hat seine große Erfahrung mit First-Person-Actionspielen eingebracht, aber noch viel mehr draufgelegt. In Marshall College erhältst Du ein wirklich umfangreiches Tutorial: Indy versucht erfolglos, einen Einbruch zu verhindern (und lehrt Dich die Grundlagen des Kämpfens), er findet heraus, welches Ausstellungsstück aus dem Museum gestohlen wurde (und vermittelt Dir die Grundlagen des Rätsellösens) und Du musst Hinweisen folgen, um herauszufinden, wer eingebrochen ist und für wen er oder sie möglicherweise arbeitet (und gibt Dir ein paar Tipps zum Überwinden von Lichtschranken).

Wenn wir diesen Hinweisen in die Vatikanstadt folgen, wird uns gezeigt, wie das Spiel mit seinen eher linearen Sequenzen umgeht − Indy muss in die Mauern des Vatikans eindringen und die faschistischen Truppen überwinden, die auf mysteriöse Weise dort einmarschiert sind. Es wird als Stealth-Mission eingeführt − die Levels sind vollgestopft mit Gegenständen, die man aufheben und werfen kann, um die Wachen abzulenken, von Flaschen bis … Geigen. Aber man lernt auch, dass alles, was man wirft, auch eine Waffe sein kann.

Für jemanden, der noch nie gut im Schleichen war, ist das eine willkommene Nachricht. Eine der größten Stärken von Indiana Jones and the Great Circle ist der nahtlose Wechsel zwischen den Spielmodi, und dieser Abschnitt zeigt dies auf wunderbare Weise. In einem Moment verwirre ich die Wachen mit klappernden Gegenständen, im nächsten stehe ich auf den Zinnen des Schlosses und wähle meinen eigenen Weg zum Ziel (selbst in diesen einfacheren Abschnitten gibt es mehrere Wege zum Erfolg). Dann rutsche ich eine Seilrutsche hinunter, alarmiere drei Wachen, erschieße zwei von ihnen, stelle fest, dass mir die Kugeln ausgehen, und stelle wieder fest, dass ich meinen Revolver als Nahkampfwaffe benutzen kann, wenn mir die Kugeln ausgehen (ich wünschte, ich hätte das schon bei dem Vorfall mit dem Kochlöffel gewusst).

Und nach all dem hat mich meine Demo nach Gizeh gebracht und mir gezeigt, wie viel mehr davon wir bekommen würden. Wir wussten bereits, dass das Spiel während der Reise mehr offene Bereiche haben würde, aber ich war mir nicht ganz sicher, wie offen. Nach einer kurzen Einführung, in der ich Dame Nawal treffe − eine Antiquitätensammlerin, die die Schätze der Pyramiden vor den Nazis retten will − stürzt mich dieser Abschnitt in eine riesige Spielwelt voller Quests, Nebenquests, NPCs und Geheimnisse, die es unterwegs zu entdecken gilt.

Indiana Jones and the Great Circle geht auf innovative Weise mit seinen offenen Bereichen um. Zuerst müssen Karten gefunden und eingesammelt werden − und wenn Du sie gefunden hast, musst Du buchstäblich die physische Karte herausziehen, um herauszufinden, wo Du bist und wohin Du gehen musst. Auf diese Weise wird die Bildschirmoberfläche reduziert und Du tauchst in die analoge Welt von Indy ein. Dort kannst Du Dich schnell fortbewegen, aber nur, wenn Du Straßenschilder findest − auch hier musst Du mit der Welt um Dich herum interagieren, nicht mit Menüs.

Das Ergebnis war, dass ich in kurzer Zeit viel schneller als bei anderen Spielen gelernt habe, wie die Gegend um Gizeh aufgebaut ist − ich wusste, welche Straßen wohin führen und wie man ohne Karte von einem Ort zum anderen kommt. Das ist eine andere Art, Indy zu sein, als nur die Spielfigur durch die Gegend zu steuern.

Und es ist auch eine Möglichkeit, Dir zu helfen, Deine eigenen Abenteuer zu erleben. Das Spiel zeigt Dir zwar, was Deine Hauptaufgabe ist (Du kannst jederzeit Dein Tagebuch öffnen, um die gefundenen Hinweise zu überprüfen und Hinweise zu erhalten, wohin Du gehen sollst), aber es besteht nicht darauf, dass Du diese Aufgabe erledigst. Zunächst bin ich zu einem Marktbasar spaziert, aber unterwegs habe ich ein Fahndungsplakat für ein paar Grabräuber*innen in der Gegend gefunden. Ich folgte ihren Spuren zu einem versteckten Grab, das ich sonst vielleicht nie gesehen hätte, und entdeckte ihr schreckliches Schicksal − und ein Skillbuch (das Mittel des Spiels, um Deine Fähigkeiten zu verbessern).

Zurück auf dem Markt kaufte ich einem zwielichtigen Händler ein Feuerzeug ab und machte mich auf den Weg zu einer Ausgrabungsstätte unter der Großen Sphinx, um eine mir zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. Als ich mich in das Gebiet schlich, sah ich eine unbewachte Tür, und als ich eintrat, entdeckte ich einen Raum, der klein genug war, um hineinzukriechen. Ich nahm an, dass dies ein alternativer Weg zu meinem Ziel war, aber ich entdeckte bald ein Miniaturpuzzle, das ich nicht erwartet hatte. Ich war buchstäblich in ein Abenteuer gestolpert.

Das passierte mir während des Spiels immer wieder − Momente des Entdeckens häufen sich und führen Dich zu Aufgaben, von denen Du nicht wusstest, dass sie existieren, und bieten Dir Sammelobjekte, Skillbücher und Geschichten. Als ich ein Sanitätszelt betrat, bot sich mir die Gelegenheit, einem einheimischen Arzt zu helfen, der mich brauchte, um Medikamente von den Invasionstruppen zu stehlen. Auf dem Weg zu einem Nazi-Lager konnte ich eine Verkleidung benutzen, die ich gefunden hatte, um mich frei zu bewegen und Vorräte zu stehlen. Als ich im Lager war, hörte ich zwei Wachen über einen illegalen Kampfclub sprechen, der in einem Dorf in der Nähe eingerichtet worden war. Ich hatte nie die Gelegenheit, die Uniform zu finden, die ich brauchte, um mich in den Club einzuschleichen, aber ich werde sicher dorthin zurück gehen, wenn ich das Spiel zu Ende spiele.

Diese Art von organischer, zufälliger Entdeckung fühlt sich so richtig nach einem Indiana Jones-Spiel ant. Und wenn ich mich nicht von meinem umherschweifenden Blick ablenken lasse, machen mir die Hauptaufgaben des Spiels noch mehr Spaß. Als ich mein ursprüngliches Ziel bei der Großen Sphinx erreiche, treffe ich Gina in einer bewachten Ausgrabungsstätte (wo sie vor mir draußen einen riesigen Kampf anzettelt), dann mache ich mich auf den Weg, um ein goldenes Medaillon von Nazi-Offizier*innen zu stehlen, die Karten spielen, bevor ich zurückkehre, um einige Rätsel in den Eingeweiden der Erde zu lösen.

In einer anderen wichtigen Mission durchsuche ich verschiedene Orte in Gizeh auf der Suche nach wertvollen antiken Stelen − dabei muss ich Skorpione abwehren, indem ich mit brennenden Fackeln herumfuchtele (Du solltest Dir wirklich ein Feuerzeug besorgen), Mauern zu unentdeckten Gräbern einreißen, mich in ein Nazi-Transportdepot schleichen, einen Hauptmann ausschalten, einen Code aus einem Brief verstehen, der in der Nähe liegt, und einen Tresor knacken, um die gestohlenen Waren zu finden.

Ich habe Indiana Jones and the Great Circle erst zwei Stunden gespielt und habe schon so viele Geschichten zu erzählen. Das lässt auf ein großartiges Spielerlebnis hoffen − wie gesagt, wenn das Ziel ist, dass man sich wie Indy fühlt, dann ist die Mission erfüllt.

„Indiana Jones and the Great Circle“ erscheint am 9. Dezember für Xbox Series X|S und Windows PC (mit Game Pass) oder Steam. Die Premium- und Collector’s Editions bieten ab dem 6. Dezember einen dreitägigen Early Access.