Es ist eine ganz einfache Entscheidung – in Onimusha: Way of the Sword kannst Du durch Drücken der Block-Taste Angriffe aus jeder Richtung abwehren oder parieren. Dein Charakter, Musashi Miyamoto, zieht sein japanisches Langschwert Katana mühelos in die richtige Position und passt sich dabei gelegentlich spontan mehreren Angriffen gleichzeitig an. Diese eine Spielentscheidung verrät viel über das Spiel und schenkt den Spieler*innen enormen Spielraum – hier geht es darum, zu dominieren, statt nur zu kämpfen. Hinzu kommt: Ein No-Look-Block fühlt sich einfach fantastisch an.
In der lang erwarteten Fortsetzung von Capcoms düsterer Feudal-Fantasy-Reihe schlüpfst Du in die Rolle eines Meister-Schwertkämpfers, der die Fähigkeiten des Oni-Handschuhs erlangt. Dieser ist mit jedem der Hauptcharaktere der Serie verbunden und verleiht Dir die Macht, eindringende Dämonen mit allen notwendigen Mitteln zu vernichten.
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein weiterer Vertreter des boomenden Soulslike-Genres, doch schon beim ersten Ausprobieren zeigt sich ein Spiel, das zwar fordernd ist, aber stärker daraufsetzt, dass man sich gut fühlt, anstatt perfekt zu werden. Es ist ein rundum gelungenes Action-Spiel, das kontinuierlich zum Experimentieren mit seinen Systemen anregt und selbst in den Händen unerfahrener Spieler kaum jemals schlecht wirkt. Das ist vor allem der Animation zu verdanken: Jeder Schlag, jede Ausweichbewegung und sogar jeder Blindblock wirkt so, als reagiere er direkt auf die jeweilige Situation – und bleibt dabei stets natürlich. Kämpfe gegen gewöhnliche Gegner folgen nur selten dem erwarteten Start-Stopp-Rhythmus – stattdessen gleitest Du flüssig durch die Gefechte, erledigst Dämonen, parierst Pfeile (besonders befriedigend, wenn man sie zurück auf die Angreifer lenken kann) und beendest die Kämpfe mit den für die Serie typischen Issen-Angriffen, die Gegner sofort ausschalten.

In diesen regulären Kämpfen ist Angriff oft die beste Verteidigung: Wenn Du kleinere Gegner*innen mit Schlägen überwältigst, zehrst Du an ihrer Ausdauer und kannst einen Issen ausführen, der mit einer entsprechend übertriebenen Animation dargestellt wird. Gegen stärkere Gegner musst Du häufiger ausweichen (was eine Bayonetta-ähnliche Zeitlupe auslösen kann) oder effektiver parieren. Dabei werden wunderschöne visuelle Effekte und großzügige Betäubungsfenster angezeigt.
Die Botschaft ist klar: Du spielst nicht als Charakter, der noch lernen muss. Dieser Charakter ist bereits ein Meister seines Fachs und verhält sich auch so. Für Musashi sollten sich diese Kämpfe einfach anfühlen. Die Herausforderung entsteht weniger durch den einzelnen Gegner*innen, sondern vielmehr dadurch, wie Du mit einer ganzen Gruppe umgehst.

Doch wenn das Spiel mich gegen den Samurai Sasaki Ganryu antreten lässt, entfaltet sich ein Schwertkampf, der den klassischen Filmen würdig ist, von denen sich die Entwickler*innen inspirieren ließen – selbst das Erscheinungsbild der Hauptfigur basiert auf dem legendären japanischen Schauspieler Toshiro Mifune. Man könnte erwarten, dass das Spiel an dieser Stelle den Vergleich mit Souls-ähnlichen Titeln aufgreift, doch es widersteht diesem Impuls. Es ist keineswegs leicht. Gleichzeitig vermittelt es jedoch klar: Capcom möchte lieber, dass man seine eigenen filmreifen Begegnungen inszeniert, statt den Spielfluss mit Kämpfen zu bremsen, die man auswendig lernen, wiederholen und meistern muss.
Heilungsgegenstände sind zwar durch ihren Inventarplatz begrenzt, aber relativ zahlreich vorhanden, sodass Du sie an schwierigen Stellen immer wieder auffüllen kannst. Wenn Du einen Issen gegen Ganryu ausführst, gehst Du ein Risiko ein – entweder richtest Du massiven Schaden an oder verdienst zusätzliche Seelen, die als Währung und mehr genutzt werden. Das Spiel setzt dabei klar auf Geschwindigkeit statt Präzision: Du und Ganryu flitzen nicht einzeln durch die Arena, sondern jagen einander, weichen aus, stürzen sich gegenseitig und prallen in einem Funkenregen zusammen. Das ist absolut mitreißend und liefert einige der flüssigsten und besten Kämpfe, die ich je in einem Action-Spiel dieser Generation erlebt habe.
Als Vorgeschmack auf das, was noch kommt, hat es mein Interesse vollkommen entfacht. Es fühlt sich an wie ein klassisches Action-Spiel, das nur darauf wartet, veröffentlicht zu werden.
Onimusha: Way of the Sword erscheint 2026 für Xbox Series X|S.