#WeAreAllGaming Staffel 6: Esportlerin Ginger verrät, was die VALORANT-Liga PROJECT QUEENS so besonders macht
Wir schreiben das Jahr 2016: Jeden Nachmittag, wenn die 17jährige Nicole von der Schule nachhause kommt, wirft sie ihren Rucksack in eine Ecke ihres Zimmers und schaltet den PC an. Es wird Zeit für ihre Lieblingsbeschäftigung: Zocken. Doch zuerst vergewissert sie sich, dass sie ungestört ist. Ihre Eltern finden es unpassend, dass ein Mädchen Shooter zockt. Shooter sind Nicoles absolute Leidenschaft. Schon bald, nachdem sie das Genre für sich entdeckt hat, beginnt sie als Teil eines Teams kompetitiv zu spielen. Was die junge Nicole noch nicht weiß: Dies sollte ihr Einstieg in den professionellen Esport werden.
Heute ist Nicole, Ingame-Nickname Ginger, 24 Jahre alt und lacht herzlich, als sie sich an ihre Anfänge im Esport erinnert. Es hat sich nämlich jede Menge für sie verändert. Nachdem sie mehrere Jahre in gemischten Teams CS: GO gespielt hat, ist sie nun Teil des Frauen-VALORANT-Teams Ruby, das als Teil der Esport-Organisation ALTERNATE aTTaX Turniere bestreitet. Aktuell bereitet sie sich auf die Finalrunde von PROJECT QUEENS vor, einer VALORANT-Liga, für alle, die sich als Frauen identifizieren. Mit dabei ist auch ihre Mama – die ist mittlerweile nämlich Gingers größter Fan und schaut jedes gecastete Spiel ihrer Tochter. Wieder muss Ginger lachen. Letztendlich haben ihre Eltern verstanden, wie viel der Esport für ihre Tochter bedeutet und unterstützen sie mittlerweile aus vollem Herzen. Doch um im Esport Erfolg zu haben, braucht es weit mehr als leidenschaftliche Fans, das weiß auch Ginger.
Im Rahmen des Women’s History Month und #WeAreAllGaming Staffel 6 sprechen wir mit Ginger über ihren Alltag als professionelle Esportlerin und erfahren, was VALORANT und PROJECT QUEENS so besonders für sie macht.
VALORANT fasziniert: Das Potenzial von etwas völlig Neuem
Mittlerweile spielt Ginger seit über 7 Jahren kompetitiv, doch ihre Karriere nahm mit dem Release von VALORANT erst so richtig Fahrt auf – dabei war es eher Liebe auf den zweiten Blick. Bereits während der Closed Beta warf Ginger einen Blick in den Shooter, doch da wollte der Funke noch nicht überspringen. Erst als sie ein paar Monate nach Release tiefer in die reichhaltige Story und abwechslungsreiche Mechanik des Shooters einsteigt, verliebt sie sich so richtig.
„VALORANT war etwas völlig Neues. Das habe ich nach 3 bis 4 Jahren CS: GO einfach gebraucht. Die Gameplay-Mechaniken waren für mich so erfrischend anders und trotzdem nicht überfordernd; Es erinnert mich an eine Mischung aus CS: GO und Overwatch. Und es macht so einen Spaß, von Anfang an bei der Geburt einer neuen IP dabei zu sein. Man lernt gemeinsam mit allen anderen die tollen Charaktere und Stories kennen, ist aktiv an der Gestaltung der Community beteiligt und erlebt auch hautnah die ersten Turniere mit. Das hat mich total angefixt“
Ginger erinnert sich an die erste Zeit mit VALORANT zurück.
„VALORANT war etwas völlig Neues. Das habe ich nach 3 bis 4 Jahren CS: GO einfach gebraucht. Die Gameplay-Mechaniken waren für mich so erfrischend anders und trotzdem nicht überfordernd; Es erinnert mich an eine Mischung aus CS: GO und Overwatch. Und es macht so einen Spaß, von Anfang an bei der Geburt einer neuen IP dabei zu sein. Man lernt gemeinsam mit allen anderen die tollen Charaktere und Stories kennen, ist aktiv an der Gestaltung der Community beteiligt und erlebt auch hautnah die ersten Turniere mit. Das hat mich total angefixt“, erinnert sich Ginger an die erste Zeit zurück.
Als PROJECT V, die größte VALORANT-Community im DACH-Raum, dann im Juni 2022 PROJECT QUEENS als erstes VALORANT-Turnier, für Menschen, die sich als Frau oder nonbinär identifizieren, launchte, ergriff Ginger die Gelegenheit. Gemeinsam mit vier befreundeten Spieler*innen entschieden sie sich, relativ spontan teilzunehmen. Die Sensation: Am Ende konnten sie das Turnier auf dem 3. Platz abschließen. Dieser überraschende Erfolg war ein Grund mehr für Ginger, PROJECT QUEENS 2023 als Teil der professionellen Esport-Organisation ALTERNATE aTTaX anzugehen – das hat ihre Routine ziemlich auf den Kopf gestellt.
Training, Coaching, Streaming – Lieb gewonnener Alltag für Ginger
Seit mehreren Monaten bereitet sich Ginger gemeinsam mit ihrem Team auf das Turnier vor. Mehrmals die Woche trifft sie sich mit ihren Mitspieler*innen und ihrem Coach von ALTERNATE aTTaX zu mehrstündigen Sessions. Zu den regelmäßigen Trainingsmatches kommen Taktik-Besprechungen, Coachings zur persönlichen Weiterentwicklung und gelegentliche Boot Camps, um das Team zu festigen. Das alles bewältigt Ginger nach Feierabend und am Wochenende – denn sie arbeitet zusätzlich 40 Stunden Vollzeit. Doch diese Zeit nach Feierabend investiert Ginger gerne – auch weil ihre Esport-Organisation sie und die anderen Frauen des Teams unterstützt und ihnen Reichweite verschafft.
Ginger weiß, dass diese Unterstützung keinesfalls selbstverständlich in der Esport-Szene ist. Ihre Organisation achtet darauf, die Spieler*innen vor negativen Kommentaren – Ginger nennt es Trashtalking – zu schützen. Dieses Trashtalking ist auch einer der Gründe, warum sie es so genießt, an einem Turnier wie PROJECT QUEENS teilnehmen zu können, das für Menschen ausgelegt würde, die sich als Frau oder nonbinär identifizieren.
„Es kam schon vor, dass wir gegen ein Mixed Team (Spieler*innen unterschiedlichen Geschlechts) angetreten sind und die Gegner uns im Vorfeld getrashtalked haben; dass wir Frauen seien und nicht spielen könnten; dass sie niemals gegen Frauen verlieren würden – obwohl sie selber eine Frau im Team hatten! Das war für uns alle wirklich absurd. Die Spielerin hat daraus auch Konsequenzen gezogen und das Team verlassen. Soetwas wollte sie nicht unterstützen“, erinnert sich Ginger.
„Bei PROJECT QUEENS müssen wir uns wegen soetwas gar nicht erst Gedanken machen – wir halten zusammen! Hier sind wir alle gleich und können so spielen, wie wir wollen. Wenn es doch mal Hate gibt, kriegen wir den gar nicht mit. Der wird von den Chat-Moderator*innen rausgefiltert und wir können uns auf das Spiel konzentrieren. Dafür sind wir schließlich hier!“
PROJECT QUEENS schafft Vorbilder – und Nachwuchstalente!
Für Ginger ist es auch dieser Zusammenhalt der Teams untereinander, der die Liga so besonders aber auch wichtig für die VALORANT-Szene macht. PROJECT QUEENS schafft für die aktuellen Spielerinnen ein professionelles Umfeld, es zeigt aber auch weiblichen VALORANT-Fans, dass es einen Platz für sie im professionellen Esport gibt. Wie wichtig diese Repräsentanz ist, weiß Ginger aus eigener Erfahrung: „Ich hatte schon ewig lange gespielt, bevor ich überhaupt auf die Idee gekommen bin in den Esport einzusteigen“, erinnert sie sich. „Erst als ich Julia ‚Juliano‘ Kiran gesehen habe, wie sie das World Championship in CS: GO gewonnen hat, wurde mir bewusst: Hey, es gibt auch erfolgreiche weibliche Spielerinnen! Vorher hatte ich daran gar nicht gedacht“, gibt Ginger zu. Ein weiterer Grund, weshalb Juliano auch heute noch eine echte Inspiration für Ginger ist, liegt auf der Hand: Im November 2022 gewann die schwedische Spielerin mit ihrem Team G2 Gozen die VALORANT Champions Tour 2022, die höchste Spielklasse von VALORANT, und sicherte Sich ein Preisgeld in Höhe von 36.000 Dollar.
Gerade weil Ginger die große Bedeutung von Vorbildern am eigenen Leib erfahren hat, ist sie stolz, dass sie ihren Teil dazu beitragen kann, Frauen im Esport mehr Sichtbarkeit zu verschaffen. Sie hofft, dass viele Fans bei den Matches von PROJECT QUEENS einschalten werden – egal, ob männlich oder weiblich. Denn Gingers Message ist für alle Zuschauer*innen die gleiche: „Schaut her, auch Frauen können Esport!“
Dieses Selbstvertrauen ist es auch, dass Ginger angehenden Spielerinnen, die über einen Einstieg in den Esport nachdenken, mit auf den Weg geben möchte:„Lasst Euch niemals unterkriegen und macht weiter das, worauf ihr Lust habt. Völlig egal, was die anderen sagen, zieht Euer Ding durch!“
Du willst mehr über das PROJECT QUEENS erfahren? Dann wirf einen Blick auf die Turnier-Website oder wirf einen Blick auf unsere anderen Interviews mit den Queens, die wir regelmäßig veröffentlichen und in unserem Intro-Artikel zu #WeAreAllGaming Staffel 6 verlinken.