Frauen in Gaming: Lasst Euch niemals einreden, dass Ihr etwas nicht schaffen könnt – Jasmin aka Gnu, Content Creatorin

Frauen in Gaming: Lasst Euch niemals einreden, dass Ihr etwas nicht schaffen könnt – Jasmin aka Gnu, Content Creatorin

Gaming wird immer vielseitiger, diverser und auch weiblicher! Anlässlich des Women‘s History Month widmet Xbox den ganzen März inspirierenden Entwicklerinnen, Redakteurinnen, Content Cretorinnen und weiteren Frauen, die einzigartige Einblicke in ihren Job geben. Zwar ist der Women’s History Month mittlerweile vorbei, doch das ist kein Grund, die Interviewreihe zu beenden – schließlich gibt es so viele, faszinierende Frauen, die jeden Tag einen unersetzlichen Beitrag für die Spieleindustrie leisten. Dieses Mal sprechen wir mit Jasmin aka Gnu, der erfolgreichsten deutschen Gaming-YouTuberin und Gewinnerin des Computerspielpreises als Spielerin des Jahres 2021. Im Interview erfährst Du mehr über Jasmins Werdegang, ihre Motivation und den Beruf als Content Creatorin in der Videospielbranche.

Hey Jasmin, Deine Karriere begann 2015 mit dem Launch deines YouTube-Kanals – jetzt bist Du die erfolgreichste deutsche Gamerin auf YouTube und zudem Spielerin des Jahres 2021. War das schon immer Dein Wunschberuf oder wie kam es dazu?

Das hat sich alles eher zufällig ergeben. Mein Studium im Bereich Gaming war aber in jedem Fall ein erster Schritt in diese Richtung. Außerdem war einer meiner größten Wünsche schon immer, ganz neue Spiele testen zu können oder mal eine Eventeinladung zu erhalten (lacht). Viele der großen Youtuber*innen und Streamer*innen waren auch schon früh Teil meines Abendprogramms und irgendwann stellte ich mir vor, wie cool es wäre, wenn Leute eines Tages meine Videos schauen und sich daran erfreuen würden.

Streaming liegt mittlerweile voll im Trend – doch nur wenige schaffen den Sprung in die berufliche Laufbahn. Was sind denn die größten Herausforderungen und Hindernisse, denen Du Dich auf dem Weg in die Selbstständigkeit stellen musstest?  

Ich denke meine eigene Naivität war einer meiner größten Stolpersteine. Ich hatte mir den Einstieg in die Branche einfach etwas zu leicht vorgestellt. Mir wurde oft gesagt, als Frau könne ich das allein nicht schaffen. Und erst als ich mich von dieser Schwarzmalerei gelöst und entschieden hatte, meinen eigenen Weg zu gehen, kamen die ersten Erfolge. Das bedeutete allerdings auch, sehr hart und lange zu arbeiten. Da habe ich schon das ein oder andere Familienfest oder Treffen mit Freunden verpasst.

Die Gaming-Branche ist sehr männerdominiert, besonders im Bereich YouTube und Streaming. Hattest Du mit Vorurteilen zu kämpfen? – Und ist das heute noch immer so? 

Der Anfang war sehr hart für mich, vor allem auf YouTube, da es zum damaligen Zeitpunkt erst wenige erfolgreiche weibliche Content Creator im Bereich Gaming gab. Ich hatte oft mit Aussagen zu kämpfen, die mich auf mein Geschlecht reduziert haben. Mit meiner wachsenden Reichweite ist das tatsächlich weniger geworden und ich habe auch das Gefühl, dass mich Außenstehende heute besser einschätzen können und seltener nur auf Grundlage meines Geschlechts beurteilen.

Glaubst Du, weibliche Content Creator machen generell andere Erfahrungen als ihre männlichen Kollegen? Wenn ja, wo siehst Du die größten Unterschiede?

Ich denke einer der größten Unterschiede ist, dass Frauen sich immer erst beweisen müssen. Vielen männlichen Kollegen ist wohl einfach nicht bewusst, wie schwer es in der Branche sein kann. Meiner Erfahrung nach gibt es mittlerweile zum Glück aber auch viele Männer, die Frauen im Gaming unterstützen und sich aktiv für sie einsetzen.

Wie gehst Du mit sexistischen Kommentaren oder auch Hatern in Deinen Livestreams oder in den Kommentaren um?

Die meisten solcher Kommentare ignoriere ich. Während eines Livestreams ist das aber natürlich etwas schwerer, weil man in Versuchung kommt, direkt darauf einzugehen und sich zu wehren. Meistens verweise ich aber einfach darauf, dass Nutzer, die unangebrachte Kommentare teilen, gebannt werden. Meine Community unterstützt mich hier aber auch ganz stark und fängt Hate-Kommentare gegen mich sehr konstruktiv ab.

Was würdest Du jungen Frauen raten, die beim Zocken in Kontakt mit Sexismus kommen?

Leider muss man heute damit rechnen, wenn man sich im Internet bewegt. Am besten ist es, zu versuchen, keinen dieser Kommentare persönlich zu nehmen. Außerdem hilft es, die eigene Community für dieses Thema zu sensibilisieren und beispielsweise in Livestreams den Chat gut moderieren zu lassen.

Du hast es geschafft, Dir eine Fanbase aufzubauen, die als sehr positiv und offen gilt. Wie hast Du darauf aktiv Einfluss nehmen können?

Ich war von vornherein sehr offen zu meiner Community und habe meinen Standpunkt mit klaren Anweisungen deutlich gemacht. Wer Hate-Kommentare oder Belästigungen postet fliegt raus – egal wie lange jemand Teil meiner Community ist. Aber ich finde es auch wichtig, immer mit gutem Beispiel voranzugehen, denn das eigene Verhalten spiegelt sich auch in der Community wider.

Unter Deinen Zuschauern gibt es viele jüngere Fans – gerade auch Gaming-begeisterte Mädchen und junge Frauen. Siehst Du Dich hier in einer Vorbildfunktion? Wie gehst Du damit um?

Ich hatte mich selbst tatsächlich nie als Vorbild gesehen – ich entertaine ja nur (lacht). Aber natürlich ist mir meine junge Zuschauerschaft bewusst und ich versuche bestmöglich darauf einzugehen. Gerade weil mein Publikum sehr gemischt ist und viele junge Leute dabei sind, ist es so wichtig, tolle Werte zu vermitteln. Speziell Mädchen versuche ich ein Vorbild zu sein, indem ich meine persönlichen Erfahrungen als Youtuberin und Streamerin mit ihnen teile. Ich hoffe, ich kann sie damit ermutigen und in ihrem Selbstbewusstsein stärken.

Gibt es weibliche Vorbilder, die Du bewunderst? Streamerinnen, Lieblingsspielfiguren, Künstlerinnen – ganz egal!

Richtung Vorbilder bin ich eher traditionell orientiert. Für mich persönlich sind meine Mama und meine Schwester die größten Vorbilder. Bezüglich Streamer*innen aus der Branche habe ich besonders HandOfBlood immer sehr bewundert, da er sich alles selbst erarbeitet hat. Er hat einfach immer sein Ding durchgezogen und sich viel getraut. Das ist sehr inspirierend für mich.

Welche Ratschläge würdest Du jungen Frauen, die als Content Creatorin im Bereich VideospieleFuß fassen wollen, mit auf den Weg geben?

Lasst Euch niemals einreden, Ihr könntet etwas nicht schaffen! Macht es aus Eurer persönlichen Leidenschaft heraus und nicht, um reich und berühmt zu werden. Bedenkt vor allem, dass Social Media sehr schnelllebig und Popularität vergänglich ist. Fangt also erst an, eine Streaming-Karriere aufzubauen, wenn die Schule, das Studium oder die Ausbildung beendet ist. Follower-Zahlen werden niemals so wichtig und beständig sein, wie die Zahlen auf Eurem Zeugnis!

Wenn Du 3 Wünsche für die Zukunft der Gaming-Branche erfüllen könntest, welche wärenes?

Zuerst würde ich mir wünschen, dass härter und entschiedener gegen Hate und Beleidigungen im Internet vorgegangen wird – dazu gehört auch, dass sich negative Äußerungen problemlos zu ihrem Autor zurückverfolgen lassen müssen. Und als Zweites und Drittes wünsche ich mir mehr Bewusstsein sowohl für Diversity als auch Toleranz innerhalb der Community. Beim Deutschen Computerspielpreis hat mich zum Beispiel der Streamer WheelyWorld, der selbst im Rollstuhl sitzt, nochmal darauf aufmerksam gemacht, dass in Richtung barrierefreies Gaming noch viel mehr passieren muss. Auch in einem meiner eigenen Streams wurde ich mal gefragt, ob ich den Untertitel anstellen kann, da die Zuschauerin gehörlos war. Diese Barrieren müssen für uns alle einfach mehr präsent sein, so dass wir sie sukzessive abbauen können!

Wir danken Jasmin für die Zeit und den faszinierenden Einblick in ihren Beruf. Du möchtest Dich aktiv in die Xbox-Community einbringen, anderen Spieler*innen helfen und von deiner Geschichte erzählen? Dann schau Dir das Xbox Ambassador-Programm an und teile Deine Leidenschaft mit anderen. Weitere Informationen, noch mehr Interviews und die aktuellsten News aus dem Xbox-Kosmos findest Du schon bald hier auf Xbox Wire DACH.

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